nachhaltiges bauen
nachhaltiges bauen
making patterns
neue muster für eine mustersprache
Um die Zusammenhänge festzulegen,die das Leben der Stadt regeln, spannen die Einwohner von Ersilia Schnüre von Hauskante zu Hauskante, weiße oder schwarze oder weiß-schwarze, je nachdem, ob sie Beziehungen von Verwandtschaft, Warenverkehr, Autorität oder Vertretung bezeichnen. Sind es dann so viele Schnüre, dass man nicht mehr durchkommt, gehen die Einwohner fort: Die Häuser werden abgebaut; es bleiben nur die Schnüre und die Halterungen der Schnüre.
Italo Calvino: Die unsichtbaren Städte
Neue Muster
Neue Muster für eine Mustersprache nachhaltiger Entwicklung werden hier vorgestellt, ausgehend vom Bauen, aber das Bauen als Prozess habe ich dabei sehr weit aufgefasst, und offen für andere Prozesse, die beispielsweise Alterantiven zum Bauen darstellen.
Grundsätzlich ergänzen diese Muster diejenigen, die Christopher Alexander in seinem Buch A Pattern Language vorgestellt hat, und ihre Beschreibungen soll nach Erfindung, Erprobung, Diskussion denen in Alexanders Buch gleichen.
'A Pattern Language' ist heute fünfzig Jahre alt, und nicht alle vorgestellten Muster sind noch zeitgemäß; sie könnten weiterentwickelt, verändert oder durch neue ersetzt werden. Demgegenüber wäre ihr Autor sicherlich aufgeschlossen, er hat die Weiterentwicklung sogar gefordert, damit die Sprache lebendig bleibt.
Die Muster sind als Handlungen verfasst, im Gegensatz zu Alexanders Mustern, die Qualitäten beschreiben. Alexander leitete diese Qualitäten aus Versuchen und Forschungsergebnissen, insbesondere aber von wahrgenommenen und geprüften Qualitäten des 'architektonischen Erbes' ab. Zur Entwicklung einer neuen Mustersprache, die neue Traditionen und neues Wissen entwickeln und in mancher Hinsicht mit diesem 'Erbe' brechen soll, müssen aber neue Handlungsweisen vorgeschlagen und erprobt werden. Ähnlich sind Muster in der Permakultur und in der Mustersprache des Commonings formuliert.
Die Arbeit von Christopher Alexander und seine Mustersprache werde ich auf einer anderen Seite vorstellen. (in Bearbeitung)
Die Muster tragen eine englische Bezeichnung. Wie im Muster 'Learning English' erläutert, nehme ich die englische als eine in gewissem Sinne 'magische' Sprache wahr, die in kreativen Prozessen nutzbringend eingesetzt werden kann.
Ich habe die Beschreibungen so verfasst, dass man ohne weitere Voraussetzungen wie die Kenntnis von anderen Texten verstehen kann, was ich meine. Wenn ich auf Literatur hinweise, dann als Anregung für eine weitere Beschäftigung, wenn ein Muster besonders interessiert.
Die Eintragung und die Beschreibungen der Muster erfolgen als work in progress, in einem offenen Prozess. Leser:innen sind eingeladen, zur Entwicklung der Muster durch Fragen, Kritik und Ergänzungen beizutragen. In Workshops sollen die Muster in Gruppenprozessen erprobt und 'zum Leben gebracht' werden.
coloring a sheet of paper
Ein Blatt oder einen größeren Bogen Papier einzufärben, ist keine Kunst. Jeder kann das tun. Für dieses Tun ist keine ausgewogene Komposition, keine Idee, keine Geschicklichkeit erforderlich. Trotzdem bietet es vielfältige und entgegenkommende Möglichkeiten, kreativ zu sein, spontane Entscheidungen zu treffen und etwas Schönes zu produzieren. Dieses Muster stellt deshalb einen Beginn einer Mustersprache dar, vor dem nachfolgenden 'drawing a line'.
Ich selbst wende dieses Muster an, indem ich verschiedene Aquarellfarben in 'Schichten' auf rauem, kleinformatigem Aquarellkarton auftrage, jeweils auf der ganzen Fläche, aber nicht mit dem Anspruch auf ein monochromes Resultat. Durch den Auftrag weiterer Pigmente werden zuvor getrocknete Farbschichten wieder gelöst, es entstehen Farbschlieren, die Richtung des Farbauftrags hinterlässt Spuren, an den Rändern der Blätter sind die Farben der ersten Schichten unvermischt sichtbar. Dieser Prozess ist nur in Ansätzen steuerbar, alles weitere erinnert mich an Naturprozesse, die ich beobachte, und auch die Ergebnisse erinnern mich an natürlich entstandene Strukturen: Luft, Wasser, Sedimente, Vegetation, Haut...
drawing a line
Von George Spencer-Brown stammt die Aussage 'Triff eine Unterscheidung.', 'Draw a distinction.' (in seiner Schrift zur Logik 'Laws of form'), und durch die Unterscheidung wird nach seiner Auffassung und nachvollziehbar ein Raum geteilt, und damit werden Räume, Zustände oder Inhalte unterschieden.
Das Ziehen einer Linie und damit eine Unterscheidung ist Ausgang jedes Entwurfs, jeder Planung, insofern er über das Zeigen oder Wahrnehmen einer Qualität (wie sie beispielsweise im ersten Muster beschrieben wird) hinausgeht. Dabei muss die Unterscheidung (anders als in Spencer-Browns Logik) nicht zwischen innen und außen, links und rechts, den beiden Seiten, die durch eine Linie entstehen, getroffen werden, im Entwurf, können auch die Enden der Linie unterschieden werden, oder die Enden von einem Bereich unterschieden werden, der nicht an den Enden liegt. Linien können in diesem Sinne trennen, oder auch verbinden, Punkte oder Orte.
Mehrere Linien können Flächen, Strukturen, Muster bilden, in drei Dimensionen auch Räume, und sie können Verbindungen herstellen.
Für Entwürfe (im weitesten Sinn gemeint) sind Linien und Entscheidungen das grundlegende Handwerkszeug: So soll es sein, das soll es sein, oder so, oder dieses. Mit diesem Handwerkszeug können Entscheidungen erprobt werden: Diese Linie zieht diese Linie nach sich, und so passt es oder passt nicht, dann gehen wir zu einer früheren Entscheidung zurück. Linien können so zur Erkundung genutzt werden.
Zugleich ist die Linie Ausdruck einer Bewegung, einer Geste oder eines zurückgelegten Weges, und wir können ihr eigene Qualitäten geben. (Klee, Kandinsky)
learning English
Das Ziel eines Bauens für nachhaltige Entwicklung muss sein, jeder und jedem Fähigkeiten und Möglichkeiten zu verschaffen, zu gemeinsamer positiver Entwicklung beizutragen und menschenwürdig leben zu können. Eine zentrale soziale Fähigkeit ist, einander zu verstehen und sich verständlich machen zu können.
Nachhaltige Entwicklung ist international, global, ohne Grenzen.
Das zentrale Anliegen nachhaltigen nachhaltigen Bauens kann als das Schaffen von Fähigkeiten und von Möglichkeiten beschrieben werden; auf die Sprache bezogen sind die Fähigkeiten die eigenen Kenntnisse der Sprache, die Möglichkeiten sind die Fähigkeiten der anderen.
Neben ihrer globalen Verbreitung, die eine ideale Voraussetzung für die Bereitstellung von Möglichkeiten ist, zeichnet sich Englisch durch seine große Plastizität aus, die es zu einem idealen Material für kreative Prozesse macht.
Für die Menschen, für die Englisch nicht die Muttersprache ist - zumindest empfinde ich es so - ist die englische eine magische Sprache, wie es jede andere vielleicht auch wäre, wie es die lateinische in Harry Potter ist.
nicht: Voraussetzungen
weaving
Anders als die ersten beiden Muster - 'coloring a sheet of paper' und 'drawing a line' ist Weben eine Handlung mit einem räumlichen Objekt, oder besser gesagt für ein räumliches Objekt, das durch die Handlung entsteht. Die Handlung verwandelt ein, wenn man die Sache nicht zu eng sieht, eindimensionales in ein zwei- oder dreidimensionales Objekt - wenn man die Sache wiederum nicht zu eng sieht und je nachdem, wie dicht und dick das entstehende Gewebe ist.
Gewebe ermöglichen sehr vielfältige sinnliche Erfahrungen: Natürlich werden der Tastsinn und das Sehen angesprochen, gerade die Verbindung zwischen der Empfindung beim Berühren, Darüberstreichen, Fassen, Ziehen, Drehen... (statische Aufladung) und dem Sehen kann man sich als starken Neuronen-Generator vorstellen. Natürliche und künstliche Gewebe tragen aber auch den Geruch der Ausgangsmaterialien, ob pflanzlichen, tierischen oder synthetischen Ursprungs. Manche Stoffe verursachen Geräusche, wenn man sie reibt oder knittert, und die meisten Stoffe haben einen Einfluss auf die Akustik und das Hören in ihrer Umgebung. Genauso werden Farbe und Intensität des Lichts verändert, das Wärmeempfinden, und auch Bewegungen, auf Stoffen oder in Stoffe gehüllt.
Folgt man Gottfried Semper, haben Gewebe großen Anteil an der Entstehung von Architektur, und gerade im traditionellen Bauen spielen Textilien oft eine besondere Rolle.
stamping clay
'stamping clay' lässt sich mit 'Lehm stampfen' ins Deutsche übersetzen und mit der Technologie des Stampflehmbaus verbinden. Diese wird im Englischen für gewöhnlich als 'rammed earth' bezeichnet. Für dieses Muster habe ich bewusst eine andere Bezeichnung gewählt, um es zumindest vorläufig von der etablierten Technologie zu trennen. Nach meinen Erfahrungen ist die 'rammed earth'-Technologie mit dem Einsatz von Maschinen und besonderer Expertise verbunden, das bedeutet mit Fähigkeiten und Möglichkeiten, über die viele von uns nicht verfügen können.
Wie das vorhergehende Muster, 'weaving', bieten sowohl die Handlungen zur Herstellung von gestampften Lehmstrukturen als auch die fertigen Strukturen sehr komplexe sinnliche Erfahrungen.
Der Lehmbau sollte sich in besonderer Weise mit dem Ort, an dem gestampft wird, verbinden, insbesondere durch die Verwendung von Lehm, den man an diesem Ort findet und mit dem man diesen Ort verändert. Vorstellbar ist, dass die Masse, die man dem Boden entnimmt, in eine Form gebracht wird. Daraus lassen sich Experimente mit Masse und Hohlraum, positiv und negativ ableiten.
Die Bezeichnung 'stamping clay' lässt erwarten, dass die Oberfläche der fertigen Masse eine besondere Qualität erhält. Ich muss dabei an die versteinerten Abdrücke von Dinosaurier-Füßen an einem früheren See-Ufer denken. Wenn man diesen Gedankengang weiterverfolgt, geraten die Elemente - Erde, Feuer, Wasser, Luft - ins Blickfeld, und die Entstehung und Veränderung von Lehm durch deren Wirkung. Erosion, Sedimentation, Vermischung und die Veränderung durch Oxidation und durch Feuer und Hitze können Ausgangspunkte für die Entwicklung kreativer Prozesse sein.
Lehmböden gelten als gute Voraussetzung für fruchtbare Mutterböden.
In der Praxis der Permakultur spielt der selbst gebaute Backofen eine prominente Rolle.
daydreaming
Tagträumer und Tagträumerinnen haben einen schlechten Ruf, oder, wenn man an den Deutschen Struwwelpeter mit der Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft, ein schlechtes Standing, sie sehen nach solchen Erzählungen nicht, was vor ihren Füßen liegt, sehen den Tatsachen ncht ins Auge. Andererseits gibt es eine Tradition, den Menschen, die in den Tag träumen, einen Sinn für das nicht Naheliegende, für andere Horizonte, Utopien, Möglichkeiten eines anderen Lebens jenseits von Selbstoptimierung und 'Schaffe schaffe Häusle baue' zu pflegen.
Daran möchte ich mit diesem Muster anknüpfen.
Es gibt ein Theaterstück, eine Revue, mit dem schönen Titel 'Das Küssen macht so gut wie kein Geräusch'; diese Qualität kann man den Tagträumen ebenfalls zuschreiben, und es verbraucht so gut wie keine Energie. Im Gegenteil verschaffen sie den Ausübenden, richtig praktiziert, Energie und andere Ressourcen. In der Übung wird das Vorstellungsvermögen entwickelt. Alternativen werden sichtbar.
coming patterns
preparing for disruption and mourning
talking
walking
taking photos
reading
commoning
describing processes
building bamboo
distributing timber